Anschaffung von Sittichen

Welche Vögel?  



Bei der Entscheidung welche Vögel man kaufen sollte spielen die persönlichen Wünsche, die Erfahrung, die Räumlichkeiten und die finanziellen Umstände eine Rolle. Die einzelnen Wünsche sind natürlich sehr subjektiv. Der eine hat eine Voliere für den Glanzsittich, der andere ist von einem Königssittich hingerissen.

Man sollte sich bei der Anschaffung von Sittichen grundsätzlich viel Zeit lassen, besonders wenn man noch wenig Erfahrung hat. Lassen Sie sich nicht durch Fotos verführen, sondern suchen Sie Kontakte mit Vogelfreunden, schauen Sie sich die Vögel in Ruhe an und fragen Sie soviel Sie können.

Nicht alle Arten sind einfach zu halten in bezug auf Versorgung und Zucht. Darum spielt die Erfahrung eine große Rolle und sollte man eventuell, um Erfahrungen zu sammeln, mit Sittichen beginnen, die im allgemeinen nicht zu Problemen führen; die weniger einfachen Arten sind oft auch teurer.

Die folgende Aufzählung der in diesem Buch behandelten (Unter-) Arten ist in vier Gruppen eingeteilt und kann Ihnen bei der Auswahl behilflich sein. Gruppe A ist am einfachsten zu versorgen; die schwierigsten Arten erscheinen in Gruppe D; natürlich sind die Grenzen zwischen den Gruppen nicht immer sehr scharf.

 
Auch die Räumlichkeiten sind ein Faktor für die Auswahl der Vögel, die Sie halten können. Australische Sittiche sind sehr bewegliche Vögel, die gerne fliegen; und viel Bewegung hat einen positiven Einfluß auf ihre Gesundheit.

Grundsätzlich kann man sagen, daß mit der zunehmenden Länge der Vögel auch die Länge der Voliere entsprechend zunehmen sollte. Als unterste Grenze gilt für die Gattung der Neophemas eine Volierenlänge von zwei Metern. Für die größeren Arten, wie zum Beispiel den Königs- und den Rotflügelsittich, sollte man von mindestens fünf Metern ausgehen. In früheren Ausgaben von Büchern und Zeitschriften wird für diese Arten eine Volierenlänge von mindestens acht Metern angegeben. Obwohl das nicht wirklich notwendig ist, kommen die Vögel so sicher auf ihre Kosten, was doch im Sinne jedes Vogelfreundes ist.

Die mit dieser Liebhaberei verbundenen Kosten haben sich im Verhältnis zu früher auch in einem positiven Sinne verändert. Ein Großteil der in diesem Buch beschriebenen Arten ist nicht länger ein Wunschtraum oder Luftschloß, die liegen inzwischen für die meisten im Bereich des Möglichen, abgesehen von einigen Ausnahmen, die im Moment noch sehr teuer sind. Hierbei handelt es sich namentlich um den Hornsittich, den Narethasittich, den Goldschultersittich, den Brownsittich und den Blauwangenrosella. Aus Erfahrungen wissen wir, daß auch ihre Zahlen wachsen und ihr Preis damit sinken wird.

Bei der Anschaffung dieser Vogelarten sollten Sie sich nicht den Kopf zerbrechen über ihre Lärmerzeugung. Ihre Stimmen klingen nicht störend und manchmal eher melodisch, wie zum Beispiel beim Sing- und Pennantsittich. Trotzdem kann sich ihr Gesang negativ auswirken. Sie beginnen nämlich schon bei Sonnenaufgang, und das kann für manchen Schläfer lästig werden. In solchen Fällen kann man die Vögel abends im Schutzhaus einsperren und sie zu ,normalen' Zeiten wieder herauslassen.

 

 Welche Art?   


Ist die Entscheidung über die Arten gefallen, dann stellt man die Frage, welche Exemplare gekauft werden sollen. Als wichtigster Rat gilt hier: kaufen Sie, wenn möglich, junge Vögel. Diese haben am wenigsten Anpassungsschwierigkeiten in bezug auf das Leben in der Voliere, das Futter, die Versorgung, und fremde Partner. Kaufen Sie bei einer vertrauten Adresse. Dann können Sie sicher davon sein, gute Vögel zu bekommen, an denen Sie jahrelang Ihre Freude haben werden.

Bei mehrjährigen Vögeln ist das Risiko größer, daß sie aggressiv sind oder daß es sich um Eierfresser, Rupfer oder qualitativ schlechte Vögel handelt. Natürlich ist das nicht grundsätzlich der Fall, aber die Praxis zeigt, daß Vögel, die dem Eigentümer, aus welchen Gründen auch immer, nicht zusagen, als Erste wieder verkauft werden. Außerdem sind eventuelle Symptome nicht gleich sichtbar. Also, wenn Sie einen Vogel kaufen: kaufen Sie bei einer vertrauten Adresse.

Ein Nachteil bei jungen Vögeln ist, daß der Unterschied zwischen Hahn und Henne noch nicht immer deutlich zu sehen ist und man in vielen Fällen warten muß bis sie zwei Jahre alt oder sogar älter sind, bevor sie zu brüten beginnen.

Aber auch ältere Vögel können ebensoviel Zeit benötigen um sich anzupassen und den Vorteil des Brütens haben Sie dann nicht. Außerdem ist die Bestimmung des Alters bei jungen Exemplaren exakt anzugeben, im Gegensatz zur Altersbestimmung der älteren Vögel; auch die in dem Fußring angegebene Jahreszahl gibt nicht immer Sicherheit.

Die gekauften Vögel sollten nicht miteinander verwandt sein, also nicht aus einem Nest kommen; es sei denn Sie haben noch ein weiteres Geschwisterpaar und stellen so zwei neue Paare zusammen, die nicht verwandt sind.

Entweder man sollte bei einer Adresse zwei Vögel kaufen und einen von den Beiden woanders tauschen oder kaufen Sie bei jeder Adresse nur einen Vogel. Suchen Sie den größten und den mit der besten Zeichnung aus.

Fliegen in einer Voliere mehrere Junge aus einem Nest, so kann man mit etwas Geduld Männchen und Weibchen voneinander unterscheiden. Nehmen Sie sich genug Zeit dafür. Weiterhin sollte man beim Kauf auf klare, helle Augen, starke und gesunde Beine, Zehen, Krallen und Schnäbel achten; auf die Flügelstärke, saubere Nasenlöcher, ein fleischiges Brustbein und ein vollständiges Gefieder.

Daß die Federn zeitweise nicht so gut aussehen, ist kein Problem. Beim ersten Regen oder nach der ersten Mauser ist dies verändert. Ist das Gefieder jedoch nicht vollständig, dann sollten Sie diesen Vogel nicht kaufen, da nicht mit Sicherheit von einer positiven Veränderung ausgegangen werden kann.

 
    
Um zu kontrollieren, ob die Vögel eine gute Länge aufweisen, kann man Gebrauch machen von einer Meßlatte. Man legt den Sittich mit dem Kopf gegen den hochstehenden Teil und kann auf diese Weise am Schwanzende die Länge ablesen.


 

Mit Berücksichtigung aller genannten Faktoren kommt es auf eine der wichtigsten Fähigkeiten an, die ein Vogelliebhaber haben kann: nämlich die Gabe deutlich zu sehen, ob ein Vogel in guter Kondition verkehrt, und oder krank oder gesund ist. Auch das ist meistens eine Frage der Erfahrung und das Sammeln davon kann für den Liebhaber eine teuere Lehrschule sein.

Auch bei der Anschaffung von Mutationen sollte man sich an die oben genannten Ratschläge halten und außerdem darauf achten, welche Vererbungsregeln anwendbar sind.

Kaufen Sie keine einfache Mutation oder einen spalterbigen Vogel, sondern probieren Sie herauszufinden, welcher Partner sich am besten dafür eignet, auf welche Weise und für wieviel Geld sie zu erwerben sind, und wie die möglichen Resultate aussehen.

 

 Wieviele Arten?   


Die meisten Vogelliebhaber neigen dazu sich so viele Arten wie nur möglich anzuschaffen. Das ist verständlich und für die meisten Arten, die hier viel vorkommen auch nicht problematisch. Doch ist es sinnvoller, von jeder Art zwei Paare zu halten. Sie erhalten dann in jedem Fall nicht verwandte Vögel, wenn beide Junge bekommen. Außerdem ist bei zwei Paaren die Chance auf Junge größer; und sollte ein Vogel sterben haben Sie noch ein Paar mit Jungen. Und eines davon kann dann Platz einnehmen.

Beim Kauf von Jungvögeln gilt die Devise: zwei Männchen und zwei Weibchen die nicht miteinander verwandt sind. Man kann sie zuerst zu viert in einer Voliere unterbringen.

Sollten Sie Schwierigkeiten haben, sie voneinander zu unterscheiden, so können Sie die Vögel kennzeichnen (zum Beispiel mit einem Filzstift oder dadurch, daß Sie ein Stück der Schwanzfedern kürzen). Doch meistens sind Unterscheidungsmerkmale zu erkennen und nur selten sind zwei Vögel identisch: das Format oder der Kopf ist unterschiedlich, ein Vogel vermißt eine Kralle oder diese wächst schief, das Gefieder ist unterschiedlich, usw.

Sobald Ihnen auffällt, daß zwei Vögel intensiver Kontakt miteinander suchen, sollten Sie die anderen ,übersiedeln'. Je größer die Zahl der jungen Vögel in einer Voliere, um so größer ist die Möglichkeit auf die Bildung guter Brutpaare. Es sollten nicht länger als nötig mehr als zwei Vögel zusammengehalten werden; dies gilt besonders für die aggressiveren Arten.

Zur Züchtung eines guten Stammes sollte man sich als Beispiel die Züchter von Wellensittichen und Kanarienvögeln vor Augen halten, die verschiedene Brutpaare haben von den Jungen die stärksten und besten für die weitere Zucht verwenden.

 

 Wo kaufen?   


Zum Kauf von Vögeln bieten sich verschiedenen Möglichkeiten: der Vogelmarkt, eine Anzeige in einer Zeitung oder Fachzeitschrift, ein Vogelhändler oder ein bekannter Züchter; und natürlich kann man die Vögel auch kaufen lassen.

Der Kauf auf dem Vogelmarkt ist abzuraten. Die schlechten Vögel, die es leider gibt und immer geben wird, trifft man hier am häufigsten an. Außerdem sind Abweichungen oder Beschädigungen oft schwer erkennbar; und das Format der Vögel, die in kleinen Käfigen oder Kisten ausgestellt werden, erscheint in einer Voliere ganz anders. Die sicherste Methode ist die: Kaufen Sie einen jungen Vogel, der zusammen mit seinen Eltern in der Voliere des Züchters gehalten wird; entweder bei einem bekannten Züchter oder über Inserat.

Beabsichtigen Sie Vögel bei einem Händler zu kaufen, dann sollten Sie sich vor dem Kauf bei einem Vogelliebhaber danach erkundigen, ob die Adresse vertrauenswürdig ist. Haben Sie sich dazu entschlossen den Kauf der Vögel von einer anderen Person tätigen zu lassen, dann sollten Sie von der Erfahrung und Vertrauenswürdigkeit dieser Person überzeugt sein.

Sind Sie selbst noch unerfahren, nehmen Sie dann einen erfahrenen Liebhaber mit. Entscheiden Sie selbst und lassen Sie Ihre Wahl von dem Kenner betätigen. Auf diese Weise können Sie kontrollieren, ob und wie sich Ihre Kenntnisse entwickelt haben.

Auch hier gilt wieder: nehmen Sie sich viel Zeit und entscheiden Sie sich nicht übereilt. Im Zweifelsfalle sollten Sie lieber vom Kauf absehen. Jede Unsicherheit kann dazu beitragen, daß es Ihnen später leid tut.

Beim Kauf gilt die Devise: nur der beste Vogel ist gut genug. Für den Anfänger ist dies oft ein schwieriger Schritt, aber je größer die Erfahrung, desto leichter fällt diese Entscheidung.

 

 Wann kaufen?   


Die beste Zeit zum Kauf der Vögel liegt kurz nach Beendigung der Brutsaison. Dann sind die Jungvögel selbständig und können Sie die besten Vögel aussuchen. Auf diese Weise haben die Sittiche genug Zeit sich anzupassen, bevor die neue Brutperiode beginnt. Dies gilt vor allem den Vögeln, die nach einem Jahr schon geschlechtsreif sind. Ein weiterer Vorteil liegt im Preis. Je mehr man sich der folgenden Brutperiode nähert, um so höher steigen die Preise. Dann ist das Angebot geringer, und die riskante Winterperiode überstanden.

Im Hinblick auf Verwundungen und Unglücksfälle sollte man die Vögel getrennt voneinander transportieren.

Beim Umzug vom Züchter in die neue Voliere sollte man darauf achten, daß die Vögel genug Zeit und Licht haben, um sich zu orientieren und Sitzstangen, Futter- und Trinknäpfe zu entdecken. Setzen Sie die Vögel darum morgens in ihre neue Umgebung, so daß sie so lange wie möglich vom Tageslicht profitieren können.

Die ersten Tage sollten sie konstant im Schutzbaus gehalten werden, um sich gut daran zu gewöhnen und diesen Raum als Schlafraum zu akzeptieren. Haben sich die Vögel ausreichend vertraut gemacht, so kann der Zugang zur Freivoliere geöffnet werden.

Natürlich können Vögel zu jeder Zeit im Jahre angeschafft werden, doch kann man nicht in allen Fällen mit einem direkten Zuchterfolg rechnen. In bezug auf die Zucht sind die Zeit des Ankaufs und das Alter der Vögel von Einfluß. Je kürzer die Zeit zwischen Kauf und Beginn der Brutsaison, desto kleiner ist die Chance auf ein unmittelbares Ergebnis. Doch auch hier kennen wir Ausnahmen, da sich die meisten australischen Sittiche inzwischen gut an unsere Versorgung und unser Klima angepaßt haben.

Gerade erstandene Vögel können ohne viel Risiko zusammen in ihrer neuen Umgebung untergebracht werden. Haben Sie jedoch ein neues Exemplar angeschafft, das zu einem ,alteingesessenen' in die Voliere muß, dann sollten Sie vorsichtiger sein, da die älteren Vögel dem neuen gegenüber aggressiv reagieren können. Auch sollte ein Weibchen nicht ohne weiteres zu einem aggressiven Männchen gesetzt werden. Die männlichen Angriffe könnten zu tödlichen Verwundungen führen.

In nebeneinander liegenden Volieren können sich die Vögel aneinander gewöhnen. Das Weibchen sollte sich erst an die Umgebung gewöhnt haben, bevor das Männchen einquartiert werden kann.

Sie sollten nicht vergessen, daß das aggressive Verhalten dieser Vögel angeboren ist und in der Natur zurückzuführen ist auf den Kampf um beschränkte Nahrungsquellen, passende Partner, Nistplätze und auf die Verteidigung des Territoriums: alles Voraussetzungen, um als Art zu überleben. Konkurrenzkämpfe um die Weibchen sind aber die wichtigste Ursache des aggressiven Verhaltens.

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