Die Neophema einschließlich des Bourkesittichs leben im südlichen und mittleren Australien. Nur der Bourkesittich sowie der Schmucksittich im Nordwesten und in der Schönsittich im Nordosten dringen bis zum Rand der eigentlichen Tropen vor. Ihr Lebensraum ist von Art zu Art sehr verschieden und kann von Buschsteppen und Savannen im nördlichen und nordwestlichen des Verbreitungsgebietes (Bourke-, Schmuck- und Glanzsittich) über die Waldgebiete im Osten (Schönsittich) bis zu Felsregionen entlang der Küste und auf vorgelagerten Inseln (Klippensittich) und Sumpfgebiete in Tasmanien (Goldbauchsittich) reichen. In unseren Beschreibung lassen wir den Klippen- und den Goldbauchsittich etwas außen vor, da diese beiden Arten in der Gefangenschaft wohl kaum anzutreffen sind. Jedoch ist die Lebensweise der einzelnen Arten entsprechend Ihrem Lebensraum genau so vielfältig und wird bei der Beschreibung der einzelnen Arten genauer beschrieben.
Einige Gemeinsamkeiten der Neophema sind bei allen Arten gleich. Sie halten sich gerne und viel auf dem Boden auf und finden dort oder in seiner unmittelbaren Nähe den größten Teil ihrer Nahrung. Sie bewegen sich auf dem Boden sehr geschickt und können schnell und ausdauernd laufen. Auch beim klettern im Unterholz und auf Gezweig sind sie außerordentlich geschickt. Der Flug der Neophema ist schnell und zumeist dicht über dem Boden. Meistens fliegen sie nicht weit, sondern fallen schon nach einer kurzen Strecke wieder ein. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie schlecht fliegen können, sie verlassen sich vielmehr auf ihre oberseits grüne, beim Bourkesittich rotbraune Tarnfärbung und auf ihre Geschicklichkeit "zu Fuß"
Dass die Grassittiche gute und ausdauernde Flieger sind, beweisen die einen bei ihrem nomadenhaften Umherziehen innerhalb ihres Verbreitungsgebietes während der Dürreperioden (besonders der Bourkesittich), die anderen (Fein- und Goldbauchsittich) mit ihren jährlichen Wanderungen als Zugvögel von Tasmanien auf das australische Festland. Sie ziehen dann oft in so großer Höhe, dass sie mit dem bloßen Auge kaum noch zu erkennen sind.
Ein typisches Kennzeichen aller Neophemen sind ihre leisen Stimmen. Manche von ihnen bringen es zwar zu melodischen Pfiffen, doch andere zwitschern nur finkenartig oder lassen ein fast unhörbares Plaudern vernehmen.
Alle Neophemen sammeln ihre Nahrung vom Boden auf oder aus Ähren, Rispen und Fruchtständen, die sie herunterziehen und mit einem Fuß festhalten. Die Körner werden enthülst, indem sie mit der Zunge zu den Schnabelrändern geführt und von diesen geöffnet werden. In ihrem Oberschnabel fehlt die Kerbe, die es anderen Papageien erleichtert, Früchte und Nüsse zu pflücken und letztere zu knacken. Weiche Beeren und Früchte werden im Schnabel zerkaut. Es werden auch Insekten, deren Larven und Puppen sowie Spinnen aufgenommen. Alle Neophemen bilden Paare fürs Leben. Sie halten nicht nur während der Brutzeit zusammen, sondern ganzjährig und selbst wenn sie in Flügen oder großen Schwärmen umherziehen. Den Paarzusammenhalt bekräftigen sie immer wieder durch bestimmte Lautäußerungen und durch das Füttern des Partners, das meistens einige Tage vor der Eiablage einsetzt. Ein gegenseitiges Gefiederkraulen gibt es bei den Neophemen nicht. Sie sitzen in einigem Abstand zueinander, kennen aber die soziale Gefiederpflege nicht.
Die Balz ist bei den Neophemen sehr einfach. Das mag daran liegen, dass die Vögel ganzjährig zusammen sind und das Männchen es nicht nötig hat, lange und aufwendig zu werben. Es verbeugt sich und lässt die Flügel hängen, um die blauen oder auch roten Flügeldecken zu zeigen, streckt sich dann zur vollen Größe und vollführt nickende Bewegungen bei denen es Futter hochpumpt um sein Weibchen zu füttern. Beim Bourkesittich ist es ähnlich, doch hebt das Männchen seine Flügel an um die blaue Farbe der Flanken zur Geltung zu bringen.
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